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Erste Indizien für eine Besserung


Foto „Turbo“: Drei Wochen nach der Expo Real zündete Deutschland den Bauturbo. Mit anderen Worten: Das Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und der Wohnraumsicherung trat in Kraft.
Credit: pixabay


Die Nebel nach der Expo Real, der Internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen, lichten sich und am Markthorizont werden Hoffnungsschimmer sichtbar. In Ländern mit wachsender Bevölkerung sollte die Nachfrage nach Wohnungseigentum wieder anziehen. Mit Preissteigerungen, teils sogar über der Inflationsrate, ist zu rechnen. 



Gewisse Vorkommnisse muss man sacken lassen, um die richtigen Schlüsse aus ihnen zu ziehen. So auch bezüglich der Expo Real, die am 8. Oktober 2025 ihre Pforten schloss. Rund 42.000 Teilnehmer aus siebzig Ländern hatten den Weg zur Internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen nach München gefunden; ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Sie trafen dort auf 1.742 Aussteller aus 34 Nationen. „Die Expo Real 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Immobilienbranche nach einer Phase der Unsicherheit wieder Zuversicht schöpft. Trotz der weiterhin anspruchsvollen Rahmenbedingungen ist eine neue Dynamik spürbar geworden“, bilanzierte Stefan Rummel, Geschäftsführer des Veranstalters Messe München.


Dabei prägte kaum ein Thema den Branchentreff so sehr wie der Wohnungsmarkt. Im Fokus standen bezahlbare Flächen, neue Baukonzepte und innovative Nutzungsansätze für Bestandsimmobilien. Mit dem neuen Forum „Flexible Housing” wollte die Expo Real hier Impulse setzen, indem sie praxisnahe Lösungen präsentierte.


Noch kein echter Turnaround
Matthias Euler, Managing Director Germany & Austria des globalen Investors Greystar, plauderte analog dazu aus dem Nähkästchen: „Das Thema Residential prägte die diesjährige Expo Real. Auffällig war das wachsende Interesse von Private-Equity-Investoren, die gezielt nach PBSA-Chancen (Anm.: PBSA steht für Purpose Built Student Accomodation, also speziell für Studenten und junge Menschen entwickelte Kleinwohnungen) suchten. Wir sahen klare Signale, dass Developments wieder an Dynamik gewinnen. Dennoch gilt es, realistisch zu bleiben: Von einem echten Turnaround kann noch keine Rede sein. Die Weichen sind gestellt, doch der Weg zurück zu alter Stärke wird Zeit brauchen.“


Zufall oder nicht: Einen Tag nach dem Ende der Expo Real, also am 9. Oktober 2025, beschloss der deutsche Bundestag mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD das Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Wohnraumsicherung; salopp Bauturbo-Gesetz genannt. Die Paragraphen traten am 30. Oktober 2025 in Kraft. Die Fülle an Regelungen ist erfrischend. Beispielsweise können Gemeinden künftig in Gebieten mit bestehendem Bebauungsplan abweichend von den bisherigen Festsetzungen Bauvorhaben zulassen, wenn sie dem Wohnungsbau dienen. Eine vorherige Feststellung eines angespannten Marktes ist nicht mehr erforderlich. Entscheidend ist die Zustimmung der Gemeinde. Allerdings gilt: Keine Ausnahme bei erheblichen Umweltauswirkungen. Damit bleibt der Schutz ökologischer Belange ein begrenzender Faktor. Unterm Strich ist in Deutschland der politische Wille zur (Wieder-)Beschleunigung jedoch klar erkennbar.


Nachfrage nach Eigentum gestiegen
Von rot-weiß-roter Seite sichtete Karina Schunker, Geschäftsführerin der EHL Wohnen, nach der Expo Real Lichtstreifen am Horizont. Denn auch wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen derzeit herausfordernd sind, sorgen die im Jahresvergleich deutlich gesunkenen Finanzierungskosten bedingt durch den Rückgang der Leit- und Marktzinsen für einen spürbaren Aufschwung am Wohnimmobilienmarkt. Die Nachfrage nach Eigentum sei gestiegen. „Die Trendwende zeigt sich nicht nur in Österreich, sondern auch in zahlreichen anderen europäischen Märkten; in unterschiedlicher Ausprägung“, so Schunker. Dies veranlasse Entwickler zunehmend, Baustarts von Wohnprojekten für den Einzelabverkauf zu setzen. Die EHL-Expertin fährt fort: „Gerade vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Developer zurückgegangen ist und daher weniger neues Angebot nachkommt, wird die Nachfrage in vielen Märkten ab dem kommenden Jahr das Angebot deutlich übersteigen.“ In Ländern mit wachsender Bevölkerung sei daher nicht nur mit einem Nachfrageüberhang, sondern auch wieder mit entsprechenden Preissteigerungen zu rechnen, teilweise sogar über der Inflationsrate. Derselbe Trend gelte für das Mietsegment.


Zu den Teilnehmern, die die Fachmesse verhalten positiv gestimmt verließen, zählt jedenfalls Kai Mende, seines Zeichens CEO des auch in Österreich ansässigen Immobiliendienstleistungs- und Investmentunternehmens CBRE in Deutschland: „Die Expo Real 2025 hat unsere Erwartungen vollständig erfüllt. Nirgendwo sonst ist es möglich, Herausforderungen sowie Chancen zu diskutieren und das Netzwerk derart effizient zu pflegen. Gerade angesichts des beginnenden neuen Zyklus ist das so wichtig wie nie.“





Fazit
Heuer ging die Expo Real das dritte Jahr in Folge vor dem Hintergrund einer nicht aus der Rezession herauskommenden deutschen Wirtschaft über die Bühne. Das fehlende Wachstum der einstigen Konjunkturlokomotive strahlt natürlich auf die eng mit dem großen Bruder verflochtene österreichische Wirtschaft und deren Immobilienmarkt aus. Die zahlreichen globalen Herausforderungen wie der Krieg in der Ukraine, die Krise im Nahen Osten sowie die erratische US-Zollpolitik drückten ebenfalls auf die Stimmung der Messebesucher. Aber es gibt erste Indizien für eine sich abzeichnende Erholung, auch wenn diese die Märkte lange nicht auf das Niveau von vor 2022 hieven werde. Die nächste Expo Real findet von 5. bis 7. Oktober 2026 statt. Man darf gespannt sein, welche Branchenthemen die Messebesucher sowie -aussteller bis dahin umtreiben und wie sie aus der Großveranstaltung herausgehen werden. Die Hoffnung, dass das deutsche „Bauturbo“-Gesetz dann schon gezündet hat, lebt. Und, wer weiß, vielleicht springt auch in Österreich in der Zwischenzeit ein wie auch immer gearteter Turbo an.



Zur Autorin

Claudia Aigner ist Chefredakteurin der „Österreichischen Immobilien Zeitung“ (OIZ). Seit 1998 ist die gebürtige Oberösterreicherin im Fachjournalismus tätig; konkret für Magazine im Bereich Werbung, Tourismus, Telekommunikation sowie Industrie. Nach einem „Abstecher“, der sie in die PR führte, bereitet sie seit elf Jahren Immobilienthemen – quer durch alle Assetklassen – redaktionell auf.