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Bestellerprinzip voraus


Foto „Wohnungsschlüssel“: Ab 1. Juli 2023 zahlt bei der Vermittlung von Mietwohnungen diejenige Person den Makler, die ihn beauftragt hat.  Credit: unsplash

Bestellerprinzip voraus: Wie heimische Maklerunternehmen auf die neuen Gegebenheiten bei der Vermittlung von Mietwohnungen reagieren.


Die Uhr tickt. Ab 1. Juli 2023 gilt in Österreich das Erstauftraggeberprinzip – salopp Bestellerprinzip genannt. Im Wesentlichen geht es bei dem für die heimische Immobilienbranche brisanten Gesetzestext darum, dass bei der Vermittlung von Wohnmietverträgen künftig diejenige Person den Makler bezahlt, die ihn beauftragt hat (wir haben darüber berichtet, siehe hier).

Die Berufsgruppe hält sich aus Konkurrenzgründen bedeckt, wie sie auf die neuen Paragraphen reagiert. Doch das eine oder andere Maklerunternehmen informiert offensiv. Etwa die zur Aurez Immobilien GmbH gehörende Aurelie Immobilien mit Firmensitz in Wien-Josefstadt, die kürzlich kundtat, auf das „norwegische Modell“ zu setzen. Will heißen? Während hierzulande die Dienste von Maklern meist mit dem Miet- oder Kaufabschluss enden, ist in Norwegen eine umfassende, weiterführende Betreuung geläufig. So unterstützt das Team von Aurelie Immobilien etwa auch bei der Organisation des Umzugs oder der Renovierung, vermittelt Raumpflege- oder Gärtnerpersonal, berät hinsichtlich Versicherungen oder auch beim Finden und Engagieren von Interior-Designern. Dabei greift das Unternehmen auf ein versiertes Netzwerk an Experten und Dienstleistern zurück.


Entscheidende Fragen
„Suchende werden mit Einsetzen des Bestellerprinzips sehr bald mehr von Maklern erwarten. Gerade, wer noch selbst beauftragt und bereit ist, die Provision zu tragen, wird bei der Wahl der Makler genauer hinsehen“, zeigt sich Philipp Smula, Gründer und Geschäftsführer der Aurez Immobilien GmbH, überzeugt. Und weiter: „Fragen wie – Wer kann mir auch Wohnungen abseits des Marktes präsentieren? Wer verfügt über ein passendes Netzwerk, um mir Umzug und Organisatorisches zu erleichtern? – werden entscheiden.“

Doch auch Immobilienabgebern bietet Aurelie Immobilien verschiedenste Leistungen: Das multidisziplinäre Team kann von Marken-, Editorial-Designs bis hin zu Homepages sämtliche Kanäle für den professionellen Vertrieb abdecken. Interior- und Grafik-Designer sorgen dabei für ein ansprechendes Gesamtkonzept. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen bei der professionellen Plandarstellung, der Erstellung von Renderings sowie bei der umfassenden Gebäudekommunikation.

 

Volldigitalisierter „eugen!“

Otto Immobilien bietet derweil rechtzeitig vor der Einführung des Bestellerprinzips mit „eugen!“ (www.eugen.at) größeren Bestandshaltern einen smarten Maklerservice zur kostengünstigen Vermietung ihrer Wohnungen. Der Produktname ist im Übrigen eine Hommage an Eugen Otto, den Geschäftsführer von Otto Immobilien. Als reines B2B-Tool richtet sich der Service an Bauträger, Projektentwickler, Hauseigentümer, Immobilienverwalter; nicht aber an Eigentümer von Einzelwohnungen. Durch eine exklusiv weiterentwickelte CRM-Software wurde für „eugen!“ der gesamte Vermietungsprozess – mit Ausnahme der persönlichen Besichtigungen – voll digitalisiert: Exposé-Versand, Terminbuchung, On-Demand-Beratung erfolgen ebenso online wie eine Bonitätsprüfung sowie der elektronische Mietvertragsabschluss.

Mit „eugen!“ sollen Wohnungsvermietungen für Abgeber ergo nicht nur kostengünstig, sondern auch sehr rasch erfolgen können. Cynthia Billisich, Prokuristin der neu gegründeten eugen GmbH, erläutert: „Wir haben ein eigenes, benutzerfreundliches Reporting-Dashboard entwickelt, in dem alle Aktivitäten, Anfragen, Besichtigungstermine etc. jederzeit von Auftraggebern mittels Log-In eingesehen werden können. Eine maximale Transparenz, die es so am Markt noch nicht gab.“ Vision sei es, mit besagtem Maklerservice die Zukunft des österreichischen Immobilienmarktes neu zu gestalten; nämlich wie erwähnt transparent, darüber hinaus effizient, digital und dennoch persönlich.


Eine zusätzliche Vermarktungsspur

Eine Vision verfolgen vor dem Hintergrund der Einführung des Bestellerprinzips auch die Mitglieder der Immobilien Marktplatz GmbH (www.immomarktplatz.at), kurz Marktplatz genannt. Dazu zählen unter anderem die Maklerunternehmen Sulek Immobilien, Marschall Real Estate, s Real Immobilien, Elisabeth Rohr Real Estate EHL, Austria Real, Spiegelfeld Immobilien, Brezina Real – und wie eben bei „eugen!“ erwähnt – Otto Immobilien. Die Vision lautet, das a-meta-Geschäft in Österreich voranzutreiben.

Gegründet wurde der Marktplatz bereits im Oktober 2018 – und zwar vom Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, dem Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) sowie dem Immobilienring IR. Sie bauten damit im Grunde genommen eine Autobahn. Befahren müssen diese zusätzliche Vermittlungsspur die Makler aber selbst. Die Idee des gemeinsamen Arbeitens, auf der der Markplatz basiert, stammt jedenfalls aus den USA und Kanada. Dort in Übersee kooperieren zahleiche Immobilienkanzleien via Multiple Listing Services (MLS). Diese Netzwerke sind regional außerordentlich bekannt. Die Kunden schätzen sie als geprüft und seriös. Makler, die nicht Teil eines solchen Netzwerks sind, werden kritisch hinterfragt. Die Einführung des Bestellerprinzips dürfte die Aktivitäten auf dem Marktplatz weiter ankurbeln.




       
Fazit

Trotz aller Herausforderungen stellt die ab 1. Juli 2023 geltende Gesetzeslage für die Immobilienmakler eine Chance dar: Die Berufsgruppe wird im positiven Sinn gezwungen, ihre Dienstleistungen künftig strukturiert zu präsentieren. Sie müssen ihren Mehrwert kommunizieren. Nur so können sie künftig Provisionen vereinbaren. Die heimischen Makler werden diesem Anspruch gerecht werden und mehr und mehr werden Zusatzleistungen anbieten – vor allem in Wien, das aufgrund des hohen Anteils an Mietwohnungen vom Bestellerprinzip hauptbetroffen sein wird.




Zur Autorin
Claudia Aigner ist Chefredakteurin der „Österreichischen Immobilien Zeitung“ (OIZ). Seit 1998 ist die gebürtige Oberösterreicherin im Fachjournalismus tätig; konkret für Magazine im Bereich Werbung, Tourismus, Telekommunikation sowie Industrie. Nach einem „Abstecher“, der sie in die PR führte, bereitet sie seit elf Jahren Immobilienthemen – quer durch alle Assetklassen – redaktionell auf.